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13. bis 17. Mai 2024
26/04/2023
Interview: Bundesrat Guy Parmelin
Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung hat nach der gymnasialen Matura eine Lehre als Landwirt absolviert und danach das eidgenössische Meisterdiplom in Landwirtschaft und Weinbau gemacht. Er sagt: Nach einer Lehre stehen alle Türen offen – auch jene ins Bundesratszimmer.

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Zentrales Thema in dieser Woche der Berufsbildung ist der Berufswahlprozess.

Wie haben Sie selbst als Jugendlicher den Berufswahlprozess erlebt?
Dieser war etwas speziell. Zunächst entschied ich mich, meine Allgemeinbildung am Gymnasium fortzusetzen und machte meine Matura. Danach beschloss ich, weil mein Vater gerade einen neuen, modernen Bauernhof gebaut hatte und mein Bruder in den Weinbau einsteigen wollten, eine Lehre im deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg zu machen, um mich im Bereich der Landwirtschaft weiterzubilden. Später folgte eine eidgenössische Meisterprüfung. Mein Werdegang zeigt beispielhaft: Nach einer beruflichen Grundbildung stehen einem alle Türen offen. Und man kann sogar Bundesrat werden.
 
Sie haben die Berufslehre in einer deutschsprachigen Region gemacht?
Ja, es war für meine Eltern sehr wichtig, dass ich auch die deutsche Sprache erlerne. In der Landwirtschaft macht man die drei Lehrjahre meist in drei verschiedenen Lehrbetrieben. Dabei kann man durchaus die Sprachregion wechseln. Es gibt aber auch in anderen beruflichen Grundbildungen Austauschmöglichkeiten, sowohl im In- als im Ausland. Movetia, die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungssystem, fördert diese.
 
Weshalb soll man heute eine Berufslehre machen?
Die berufliche Grundbildung ist ein guter Einstieg in die Arbeitswelt. Fachkräfte sind gefragt. Nach Abschluss einer Lehre stehen alle Türe offen. Ausserdem gibt es viele Wege, um sich weiterzubilden. Es stehen rund 250 verschiedene berufliche Grundbildungen zur Auswahl. Da gibt es für verschiedene Talente und Interessen zahlreiche Möglichkeiten.
Es entstehen auch immer wieder neue Berufe, im vergangenen Jahr starteten zum Beispiel die ersten Lernenden in ihrer Ausbildung als «Entwicklerin oder Entwickler digitales Business EFZ».
 
Nicht alle Jugendlichen finden auf Anhieb eine passende Lehrstelle. Was raten Sie diesen Jugendlichen?
Ich rate ihnen, das breite Angebot zu nutzen, das in der Berufswahlvorbereitung zur Verfügung steht. In der Regel sind die Angebote kostenlos. In der Schule gibt es den Berufswahlunterricht. Man kann auch bei einer Berufsberatungsstelle vorbeigehen oder das digitale Angebot der Berufsberatung nutzen, mit vielen Berufsinformationen. Sehr hilfreich ist es auch, um in verschiedenen Lehrbetrieben schnuppern zu gehen. So kannst du herausfinden, ob ein Beruf zu dir passt oder nicht. Einen guten Einblick und Informationen zur Berufswahl bieten auch die zahlreichen Berufsmessen, die schweizweit stattfinden.  
 
Die Unternehmen haben zum Teil Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen. Wie kann der Fachkräftemangel behoben werden?
Bildung ist wichtig, um den Fachkräftemangel zu beheben, aber auch Arbeitsbedingungen, Löhne oder das Image einer Branche haben einen Einfluss darauf, ob Fachkräfte erfolgreiche rekrutiert werden können. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt lohnt es sich, in die Berufsbildung einzusteigen. Gerade beim jetzigen Fachkräftemangel sind top-ausgebildete Berufsleute besonders gefragt. Für die Bekämpfung des Fachkräftemangels sehe ich auch Potenzial darin, dass Erwachsene einen Berufsabschluss machen.
 
Sie haben gesagt, dass Sie die Meisterprüfung gemacht haben – die höhere Berufsbildung als eine dieser «offenen Türen» nach der Berufslehre. Viele Leute wissen aber nicht genau, was unter «höhere Berufsbildung» zu verstehen ist. Können Sie das kurz erklären?
Wer sich nach einer Lehre höherqualifizieren möchte, kann eine Höhere Fachschule oder eine eidgenössische Prüfung absolvieren. Diese Angebote auf der Tertiärstufe gibt es in allen Berufen, wie beispielsweise die Bäckermeisterin, der Pflegefachmann oder der Techniker in der Industrie. Leute mit einer höheren Berufsbildung haben vielfältige Karrieremöglichkeiten und profitieren von besseren Löhnen. Auch ist das Risiko geringer, arbeitslos zu werden.

Geschäftsstelle SBBK, Postfach, 3001 Bern

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